Freitag, 15. Mai 2015

Castlemilk Moorits - Anne's Farm

Mein erster Halt in Sachen Wikingerschaf. Ich habe vorneweg verschiedene Breed Societies angeschrieben in der Hoffnung, interessante Kontakte zu Züchtern der alten Rassen zu bekommen.
Am nächsten an Hull - meinem Ankunftsfährhafen (ähämm!) - liegt die Farm von Anne Lacy. Sie züchtet neben Castlemilk Moorits auch Hebrideans und Shetlands und Norfolk Horn. Mich haben vor allem die Castlemilk Moorits interessiert weil ich von denen noch gar nichts wußte! Auf Bildern sehen die aus wie größere Soay. In echt  irgendwie auch....
Anscheinend gab es da einen Landbesitzer( Jock Buchanan-Jardin), der auf Castlemilk Estate lebte und braune Tiere gerne hatte. Braune Kühe und braune Schafe. Also hat er sich ein paar braune Shetland Schafe besorgt und gezüchtet. So dachte man. Nach seinem Tod 1970 hat Joe Hanson vom Cotswold's Farm Park die letzten paar dieser braunen Shetlander gekauft. Er hat dann nicht schlecht geguckt, als die Tiere sich mitnichten als Shetlander entpuppt haben. Man vermutet Soay und Mufflon unter ihren Ahnen. 
Der Herr Jardin wollte hübsche braune Tiere - dekorativ auf seinem ländlichen Anwesen. Das hat er hinbekommen! Sehr dekorativ! Und auch eher was für den großen Landschaftspark inkl. Bedienstetem, der die Tierchen einfangen und pflegen muß! Und die Mufflonahnen glaubt man sofort - sehr spritzige Tierchen! Eine Winzigkeitg größer als Skudden und mir scheinen sie deutlich hektischer und scheuer als Skudden. Auf jeden Fall deutlich hektischer als meine Skudden - aber die zählen ja nicht. Scheinbar gibt es auch in Deutschland ein paar der Tiere. Mal sehen, ob ich die Leute ausfindig machen kann.
Die Wolle ist deutlich schöner als die von Skudden. Kein Kemp (Stichelhaar) und kein/ kaum Grannenhaar. Nicht soviel Kräuselung wie bei den guten Shetland-Vliesen aber so interessant, daß Anne ihre Wolle jedes Jahr komplett an einen Aufkäufer aus den Niederlanden verkauft!
Das schwierige an diesen Tieren ist die enorme Inzucht. Da gibt es glücklicherweise keine (sichtbaren) Anzeichen von Inzuchtdepression aber bei nur 6 Ausgangstieren wundert es nicht, daß sie im "Scrapie-Resistenz-Gen" alle homozygot sind. Und zwar für eine Ausprägung, die sie nach neuesten EU Regularien zu "nicht fit für den Export" macht.
Die Scrapie Resistenz Typisierung ist mittlerweile (oder besser: schon lange) nicht mehr auf dem neuesten Erkenntnisstand und die angeblich gefährdeten Genotypen sind gar nicht alle so gefährdet....  aber um diese zu identifizieren, müßte man eine Winzigkeit genauer hingucken - was mit den etablierten Methoden in den entsprechenden Laboren sicherlich teurer ist....
Auf Annes Farm denkt man allerdings nicht an EU-Regularien sondern eher an James Harriott. Ein schnuckeliges Farmhaus am Ende einer holprigen Strasse, beeindruckende Dachsbauten und Fasane, die ganz drollig über die Huckel auf dem benachbarten Kartoffelacker laufen....Fasane gibt es hier echt zuhauf. Allerdings nicht, weil die Natur noch so in Ordnung ist, sondern weil jährlich extrem viele Fasane und Moorhühner ausgewildert werden, um sie im Herbst dann standesgemäß jagen zu können! Für die Natur ist das wohl gar nicht sonderlicher gut, weil diese Massen an Fasanen und Moorhühnern auch Massen an Insekten / Larven und and Eidechsen und Molchen fressen. 

Anne Lacy's Farm
Castlemilk Moorit Ewe

kleines Castlemilk Moorit Böckchen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen