Dienstag, 16. Februar 2016

Genotypisierung bei Schafen

Bevor ich Euch jetzt mit Genkrams langweile erstmal ein Bild, auf dem ich Dörte ein Wattestäbchen in die Nase stecke :)




Ich hab was vor.... einen Gentest für die Schafe. Ich möchte den DRB1 locus des MHC typisieren lassen.
Der MHC - der Major Histocompatibility Complex - ist (ganz vereinfacht ausgedrückt) der Bereich des Genoms der dafür zuständig ist, daß man "selbst" und "fremd" unterscheiden kann.
Das Immunsystem soll ja im besten Fall jeden Fremdangriff erfolgreich abwehren aber den eigenen Körper bitte in Ruhe lassen. (Rheumatoide Arthritis ist z.B. eine der Autoimmunerkrankungen, bei denen sich das Immunsystem fälschlicherweise gegen den eigenen Körper wendet.)
Bei den Schafen geht es mir nicht um Rheuma sondern um "Vielfalt". Es gibt an dem DRB1 Locus etwa 80 bekannte Ausprägungen. Jedes Schaf hat zwei. Eins vom Vater, eins von der Mutter. (Die können natürlich beide das gleiche vererbt haben) Je breiter die Ausstattung in einer Herde bzw. einer Rasse ist, desto größer (wieder arg vereinfacht) die Widerstandskraft gegen alle möglichen Krankheitserreger.

Ein gängiger Gentest bei Schafen ist der zur Scrapieresistenz. Der ist bei seltenen Rassen mit Vorsicht zu genießen! Je nach Populationsgröße und Anteil der "erlaubten" bzw. "unerlaubten" Genotypen in der Population kann das verheerende Auswirkungen haben! Bei einer kleinen Population kann man sich nicht erlauben, gesunde Tiere aus der Zucht auszuschließen! Und ein Genotyp mit einem statistisch erhöhten Risiko, an klassischer Scrapie zu erkranken, macht aus einem gesunden Tier noch lange kein krankes! Zum Beispiel gibt es den Genotyp ARQ/VRQ - der gehört zur Gruppe 5. Hohes Risiko! Das bedeutet 225 Fälle pro Millionen Schafe. Das ist nicht gerade viel...

Man muß den Nutzen dieses Tests zumindest für die seltenen / gefährdeten Rassen anders bewerten. (Wenn man sich mal durch die wissenschaftliche Literatur liest, sollte man das vielleicht auch generell tun.) Was nützt es mir, wenn das Scrapie Risiko von 0,2 Promille auf 0,03 Promille gesenkt ist aber ich mir im Zuge dessen das Immunrepertoire der Rasse auf vielleicht nur noch zwei von 80 möglichen (bekannten) Allelen eingeschränkt habe? Bei North Ronaldsay Schafen zum Beispiel ist der Anteil an ARR (= niedrige bis sehr niedrige Wahrscheinlichkeit für Scrapie) in der Population nur 0,8%. Macht auf North Ronaldsay so ca. 24 Schafe.... Vielfalt geht anders....

Auch wir Menschen achten bei der Partnerwahl übrigens auf Unterschiede im MHC. Geruch, HLA und Partnerwahl

Wenn schon Genotypisierung, dann würde ich den MHC wählen :) Zumindest in Kombination, um nicht den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben!
Bei Hunden wird der MHC zum Teil zur Zuchtauswahl genutzt! (Es gibt auch einige Krankheiten, die stark mit dem MHC assoziiert sind wie z.B. Doberman Narcolepsie)

Genug geschwafelt. Der Grund, warum ich das bei meinen Schafen typisieren möchte ist gar nicht "Selektion" sonder reine Neugierde. In der Datenbank sind noch keine Skudden vertreten und vielleicht findet sich ja ein bisher unbekanntes Allel....
DNA von meinen Schafen soll jetzt also nach Schottland. Deshalb hab ich mal geguckt, ob man aus Wattestäbchen einigermaßen gute DNA isolieren kann. Die brave dicke Dörte war das Versuchsschaf. Nasenprobe oder Maulprobe?

So eine Schafsnase ist ganz schön dreckig!






Nase ist besser :) Aber so richtig zufrieden bin ich nicht. Also doch Tierarzt und Blutprobe...



1 Kommentar:

  1. Hochinteressant.Das wäre toll, wenn sich das durchsetzen würde... Für die DNA-Proben gibt es doch auch diese speziellen Ohrmarken, wäre das nichts?

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